tm teammit news verbrenner v1Bild-Design: © Niklas Günther via Canva

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Verbrennungsmotor als vorherrschende Antriebsquelle für Personenkraftwagen etabliert, wobei Benzin und Diesel als Hauptkraftstoffe dienten. In jüngster Zeit hat sich der Antriebsmarkt jedoch grundlegend gewandelt. So ist etwa der Anteil der neu zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor in der Europäischen Union deutlich rückläufig. Im ersten Quartal 2019 lag der Anteil von Benzinautos noch bei knapp 60 Prozent, während er bis zum ersten Quartal 2022 auf nur noch 36 Prozent sank. Der Anteil von Hybrid- oder Elektroantrieben übersteigt mittlerweile den von Dieselmotoren. Nicht zuletzt wurden Gesetzesvorlagen auf EU-Ebene verabschiedet, die ab 2035 das Ende für klassische Verbrennungsmotoren vorsehen.

Diese Entwicklung ist eine Reaktion auf die Klimakrise, da der Verkehrssektor einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen ist. Elektroautos, die während des Betriebs kein CO2 ausstoßen, rücken daher vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit. Seit 2016 wird ihre Anschaffung in Deutschland gefördert, was zu einem kontinuierlichen Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos geführt hat, von etwa 25.000 im Jahr 2017 auf über 500.000 im Jahr 2023.

Dennoch: Benzin bleibt nach wie vor der meistgenutzte Kraftstoff deutscher Autofahrer - der Bestand benzinbetriebener Pkw belief sich Anfang des Jahres 2023 auf mehr als 30 Millionen Fahrzeuge, was einem Anteil von 63 Prozent entspricht. Rund 30 Prozent wurden zu diesem Zeitpunkt noch mit Diesel betrieben. Auch bei den Neuzulassungen liegen die Benziner mit fast einer Million weiterhin vorne, gefolgt von Hybridfahrzeugen mit rund 840.000.

Allein in Deutschland sind also derzeit etwa 45 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zugelassen, während es weltweit rund 1,4 Milliarden sind. Wenn man Schiffe, Kleinflugzeuge, Notstromaggregate und landwirtschaftliche Maschinen berücksichtigt, liegt die Schätzung sogar bei zwei Milliarden. Dieser Fahrzeugbestand wird sich nicht einfach auflösen - weder weltweit noch in der Europäischen Union.
Vor diesem Hintergrund lebt auch der Verbrennungsmotor trotz des allgemeinen Trends zur Elektrifizierung noch auf absehbare Zeit weiter – und wächst sogar.

Nach Einschätzung der Marktforschungsgesellschaft Data Bridge Market Research wird das globale Marktsegment der Herstellung von Verbrennungsmotoren weiterhin ein starkes Wachstum mit kontinuierlichen Entwicklungen im Produktangebot verzeichnen, um die auch international zunehmend strengeren Emissionsziele zu unterstützen. Dabei werden Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen berücksichtigt. Das Automobilsegment hält allerdings mit mehr als 60% den weitaus höchsten Marktanteil. Bis zum Jahr 2029 erwarten die Analysten eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von rund 6%:

ice market

Die Studie bewertet die Zunahme staatlicher Maßnahmen zur Emissionsreduzierung als einer der Hauptfaktoren, die das Wachstum des Marktes für Verbrennungsmotoren (ICE) vorantreiben.

Die Gründe für das anhaltende Wachstum im Bereich des Verbrennungsmotors sind jedoch vielschichtig:

  1. Zunahme der weltweiten Nachfrage: Obwohl die Neuzulassungen von PKWs in einigen Ländern zurückgehen, steigt die weltweite Nachfrage nach Transportmitteln insgesamt. Insbesondere in aufstrebenden Ländern wie China, Indien und Brasilien gibt es eine steigende Mittelschicht, die sich zunehmend Autos leisten kann.
  1. Einsatz in Nutzfahrzeugen: Verbrennungsmotoren werden nicht nur in PKWs, sondern auch in Nutzfahrzeugen wie LKW, Bussen und Baumaschinen eingesetzt. In diesen Bereichen ist der Einsatz von Elektroantrieben noch begrenzt, sodass Verbrennungsmotoren nach wie vor eine wichtige Rolle spielen.
  1. Hybridfahrzeuge: Elektrische Antriebe werden zunehmend mit Verbrennungsmotoren kombiniert (etwa als Plug-in-Hybride (PHEV)), um den Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen zu senken, was ebenfalls als Schlüsselfaktor für das weitere Wachstum des Marktes ist.
  1. Technologische Weiterentwicklung: Obwohl Elektroantriebe auf dem Vormarsch sind, hat die Verbrennungsmotorentechnologie in den letzten Jahren ebenfalls Fortschritte gemacht. Moderne Verbrennungsmotoren sind effizienter und umweltfreundlicher als frühere Modelle und erfüllen strengere Emissionsvorschriften. 
  1. Infrastruktur: Eine weitere Herausforderung für die Elektromobilität ist die begrenzte Ladeinfrastruktur. Insbesondere in ländlichen Gebieten oder in Entwicklungsländern gibt es oft keine ausreichende Infrastruktur für Elektrofahrzeuge, sodass Verbrennungsmotoren weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
  1. Preis: Der Preis für Elektrofahrzeuge ist nach wie vor höher als für vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Insbesondere für Menschen mit begrenztem Budget bleibt der Verbrennungsmotor oft die einzige Option.

Der Übergang zu alternativen Antrieben, insbesondere Elektroantrieben, stellt zweifellos eine der wichtigsten Herausforderungen für die Automobilindustrie dar. Weltweit wird es aber auch in Zukunft noch eine recht stabile und gewinnträchtige Nachfrage nach Verbrennungsmotoren geben.

Daher gilt jetzt und noch auf absehbare Zeit:

Den Elektrofahrzeugen gehört die Zukunft, dem Verbrennungsmotor aber auch!

 

Mehr zum Thema:

  • "Zukunft des Verbrennungsmotors: Analyse – Hersteller entwickeln nach wie vor neue Motoren" von Jürgen Voigt vom 04.09.2023 bei AUTO ZEITUNG
  • "ICE vehicles still dominate in car sales in OECD countries" vom 01.12.2023 bei The Global Energy Association
  • "Der Verbrennungsmotor: Noch kein Auslaufmodell" von Jürgen Seitz vom 10.09.2023 bei BR24 

 

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